Black Forest Biketour Juni 2018

Die erste Radtour 2018.
Der Winter war lange und die Zeit ist reif, um endlich wieder aufzubrechen.

Eine Woche ist kurz, aber besser als nix.
Was kenne ich noch nicht von Deutschland oder wo wollte ich schon immer Mal hin???

Der Schwarzwald kommt mir in den Sinn, den kenne ich nur aus dem Fernseher und der ist nicht Mal außer Reichweite.
Eine kurze Recherche und schwub steht die Route fest.
Über den Neckarradweg bis Heilbronn, dann rechts ab durch das obere Leintal bis Pforzheim und schon bin ich am Enztalradweg, der Einstieg zum Schwarzwald.
Laut Radkarte kann ich von hier ab bis Schiltach autofrei dem Flüsschen folgen, bevor es auf dem Kinzigtalradweg in Richtung Westen abgeht.
Von Kehl am Rhein geht es dann auf dem Eurovelo Nr. 15 am Rhein in Richtung Heimat.
Laut Routenplaner sind das schlappe 615 Kilometer. Also genau die richtige Distanz für eine Woche.
Bei schönstem Wetter starte ich in den ersten Radtag. Heidelberg heißt mein Tagesziel.
In Gernsheim geht es über die Fähre, in Biblis und Lampertheim kenne ich mich noch aus, aber dann ist es auch schon vorbei mit lustig.
Die Beschilderung wird immer schlechter und ich verliere den Radweg, um am Ende in Mannheim Sandhofen zu landen.
Nicht schön, aber nicht dramatisch. Ich wurschtel mich durch den Stadtverkehr und folge der Beschilderung nach Ladenburg. Hier treffe ich auf den Neckarradweg.
Bis Heidelberg sind es nur ein paar Kilometer. Aber es wird deutlich voller.
In Heidelberg tobt der Mob, es ist Wochenende und schönstes Sommerwetter. Die Stadt ist voller Touris und am Neckarufer ist Party angesagt.
No way, nicht mein Ding! Nach den obligatorischen Fotos mache ich mich vom Acker und radle noch bis Eberbach, um es mir auf dem Campingplatz direkt am Neckar gemütlich zu machen.

Von Eberbach bis Heilbronn folgt der Radweg permanent dem Fluss und es ist echt idyllisch. In Heilbronn muss ich den Radweg aber verlassen, um nach Westen abzubiegen. Hier liegt das Problem. Den Anschlussradweg in einer Großstadt zu finden ist nämlich gar nicht so einfach. Mit Handy und Sprachnavigation klappt es dann irgendwie. Über unzählige Wirtschaftswege finde ich den angepeilten Campingplatz im oberen Leintal.
Am nächsten Tag erreiche ich über Landstraßen bei ständigem auf und ab endlich Pforzheim. Hier treffe ich auf das Flüsschen Enz und den gleichnamigen Radweg. Die Stadt ist nicht wirklich ansprechend. Nach einer kurzen Pause mache ich mich auf zum zweiten Teil meiner Tagesetappe. Die Ausschilderung ist perfekt.
Autofrei führt der Weg auf unbefestigten Waldwegen immer am Fluss entlang. Das kann ich genießen, Natur pur, kein Lärm, keine Abgase, es riecht nach Wald und feuchter Erde. Herrlich, auch wenn ich den dritten Radtag langsam in den Beinen spüre. Nach 94 km erreiche am frühen Nachmittag den Campingplatz in Enzklösterle, einem kleinen Dorf im Schwarzwald.

Hier beginnt die eigentliche Schwarzwaldtour. Bis Freudenstadt sind es ca. 30 Kilometer. Mein Tagesziel heute heißt Schiltach und die Strecke ist anspruchsvoller als ich es vermutet hatte. Abseits der Haupstrasse führt die Bikeroute im zick-zack Kurs durch den Wald und macht dabei ordentlich Höhenmeter. Ich orientiere mich nur an Radwegeschildern und habe jegliche Orientierung verloren! Ich brauche ewig viel Zeit für wenige Kilometer. In Freudenstadt suche ich wieder vergeblich nach meinen Anschluss in Richtung Süden. Es bleibt also nur die Hauptstraße, um die Stadt zu verlassen und sich neu zu orientieren. In Loßburg bin ich wieder auf meiner geplanten Route. Die Strecke bleibt hügelig und vor Alpirsbach geht es nochmal ordentlich bergauf. Auf Sightseeing habe ich heute keine Böcke mehr! Ich wünsche mir nur noch den Campingplatz und drei Bier herbei. In Schiltach ist ist es dann soweit.
Der Vorzeigeort an der deutschen Fachwerkstrasse ist wirklich schön. Die uralten Fachwerkhäuser sind allesamt fachmännisch restauriert. Ich fühle mich in eine andere Zeit versetzt. Dabei wird mir wieder Mal klar, wie schön doch unser Deutschland ist!

Nach Jägerschnitzel, Pommes und Salat am Abend habe ich wieder neue Kräfte mobilisiert, um zur nächsten Etappe auf dem Kinzigtalradweg aufzubrechen. Wie der Name schon sagt, geht es durch ein Tal entlang der Kinzig. Entsprechend einfach geht es vorwärts. Die Landschaft steht in voller Pracht und Blüte zu dieser Jahreszeit. Ein Radtag wie aus dem Bilderbuch. Schon am frühen Nachmittag erreiche ich Kehl am Rhein. Hier muss ich mich entscheiden, Straßburg ja oder nein? Die Entscheidung fällt einstimmig dagegen aus. Ich pedale bis zum nächstgelegenen Campingplatz in Stollhofen auf der rechten Rheinseite. Die lange Schönwetterperiode neigt sich dem Ende zu. Heftige Gewitter sind im Anmarsch. Entsprechend ungemütlich wird es am Abend und in der Nacht. Blitze zucken um mein Minizelt herum und ich mach kein Auge zu. Gegen halb drei am Morgen verziehe ich mich dann kurzzeitig ins Sanihäuschen. Alles in allem habe ich nochmal Glück gehabt. Der Starkregen ist wohl am Ort vorbei gezogen.
Entsprechend früh bin ich auf den Beinen, vielleicht kann ich dem Regen nochmal davon fahren. Mein geplantes Etappenziel ist Speyer. In Iffezheim radle ich über die Eisenbahnbrücke ins Elsass. Auch wenn es keine Grenzen mehr gibt, es ist irgendwie anders als in Deutschland und wenn es nur die französischen Autokennzeichen sind. Der Radweg ist genauso gut ausgeschildert und noch besser ausgebaut. Ich bin jetzt auf dem Eurovelo Nr. 15 unterwegs. Die Rheinauen sehen hier nicht anders aus als in Nierstein. Die Gegend kommt mir wohl deshalb irgendwie bekannt vor. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Ruckzuck bin ich in Karlsruhe und kurz darauf schon in Speyer.
Der Campingplatz liegt nördlich der Stadt und spricht mich wirklich nicht an. Das Radwegeschild weist in Richtung Ludwigshafen nur 31km aus. Eigentlich reicht es mir für heute, aber der drohende Regen macht mir die Entscheidung leicht. Es geht weiter, zumindest bis Ludwigshafen. Keine zwei Stunden später bin ich da. Die Stadt gehört ja definitiv nicht zu den attraktiven Städten in Deutschland. Der Campingplatz mit seinen Dauercampern bestätigen meinen Eindruck. Bis Nierstein sind es noch ca. 55 Kilometer, es ist kurz vor sechs Uhr. Also, keine Frage, da ziehe ich doch heute Abend mein  Bettchen der Isomatte vor. So ist es doch ein langer Arbeitstag geworden.

Nach mehr als elf Stunden Fahrzeit und 208 Kilometern bin ich dann am späten Abend in Nierstein eingerollt. Spaß gemacht hat es trotzdem.


Für die Statistik:
  1. Tag – 121km Eberbach 
  2. Tag -    79km Oberes Leintal 
  3. Tag -    94km Enzklösterle
  4. Tag –   83km Schiltach
  5. Tag – 120km Stollhofen
  6. Tag – 208km Nierstein
   




Kommentare

  1. sehr schön, Heinzelmann, aber auch ruhig mal anhalten bzw. inne halten.

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