Nierstein-Asien by Bike Teil 3 - April - Juni 2025

Osh in Kirgistan 
Im Juni 2025


Nach acht Wochen geht der letzte Abschnitt meiner Nierstein-Asien by Bike Tour zu Ende.
Seitdem ich 2019 mit dem Rad in Kirgistan unterwegs war, habe ich von einer ausgedehnten Biketour in Zentralasien geträumt. 
Endlich war es an der Zeit, meinen Traum zu leben. 

Um es vorwegzunehmen, dieser dritte Teil der Tour war der anstrengendste und anspruchsvollste Abschnitt der gesamten Reise.
Gleichzeitig war es aber auch die interessanteste und eindrucksvollste Zeit im vergangenen Jahr. 
Der Start im April in Usbekistan war gut gewählt, um die Temperaturen in der zentralasiatischen Ebene noch gut auszuhalten,  bevor die Hitze Einzug erhält. 

Die moderne Hauptstadt Taschkent hat mich mit ihrer Sauberkeit und Ordnung überrascht. 
Die Großstadt wirkt weder protzig noch überdimensioniert. 
Nichts erinnert mehr an die ehemaligen Sowjetzeiten. 
Das touristische Highlight im Land ist die legendäre Seidenstraße mit ihren Jahrtausenden alten Städten, Samarkand und Buchara. 
Es liegt auf der Hand, dass man solche Kultstätten mit  vielen anderen Touristen teilen muss.
Es hätte ein ganz wesentlicher Teil in Zentralasien gefehlt, wenn ich dieses Stück  Zeitgeschichte ausgelassen hätte. 
Es war in jedem Fall ein unvergessliches Highlight in Usbekistan. 
Weniger schön waren die sehr schlechten Straßenverhältnisse und die rücksichtslosen Autofahrer, die mich als Radfahrer schlichtweg ignoriert haben. 

Tadschikistan kannte ich durch unzählige Youtube Videos und Reiseberichte.
Von Anfang an war mir völlig klar, dass der Pamir Highway mit nichts vergleichbar ist, was ich zuvor an Radreisen gemacht habe. 
Trotzdem wollte ich mich dieser Herausforderung stellen und diese grandiose Berglandschaft mit eigenen Augen sehen und erleben. 
Im Südosten des Landes,  in dem autonomen Gebiet Berg-Badachschan, liegt das Juwel des Landes. 
Die Pamir Region mit ihrer spektakulären Hochgebirgslandschaft. 
Bereits nach den ersten Tagen in dieser Region ist mir klar geworden,  worauf ich mich hier eingelassen hatte.
Ich musste mir eingestehen, dass  Reiseberichte mit schönen Fotos  etwas anderes ist , als sich aus eigener Kraft mit einem beladenen Bike über katastrophale Schotterpisten zu kämpfen. 
Die Landschaft in der gesamten Pamir Region ist atemberaubend und mit Worten nur schwer zu beschreiben. 
Immer sind da die schneebedeckten Gipfel zu sehen,  die weit über 5000 Meter hoch sind.
Es gibt schroffe, steil aufragende Berghänge, Gletscher,  Wasserfälle und Yaks in den breiten Hochebenen zu bestaunen. 
Eine Kulisse, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe!

Zur Wahrheit gehört auch, dass mir oftmals vor Erschöpfung der Genuss abhandengekommen ist, dieses Naturerlebnis wahrzunehmen. 
Vielleicht war es eine falsche Herangehensweise, mit zu langen Tagesetappen oder zu kurzen Pausen.
Am Ende kamen vermutlich viele Dinge zusammen. 
Mein Magen-Darmvirus nach wenigen Tagen im Land hat mich deutlich geschwächt. 
Die kühlen Temperaturen und sauerstoffarme Luft, die schlechte Versorgung mit Lebensmitteln und eine unzureichende, gesunde Ernährung. 
Das alles hat dazu beigetragen, dass ich mich immer mehr erschöpft und ausgelaugt gefühlt habe.
Nach 20 Tagen auf dem Pamir Highway war dann endgültig die Motivation dahin, um final über den Ak-Baital Pass bis nach Kirgisistan zu radeln. 
In Murgab fiel die Entscheidung ein Taxi zu nehmen, das mich und Mr. Eastmann bis nach Kirgisistan bringt. 
Trotz all diesen Widrigkeiten möchte ich dieses Erlebnis nicht missen.
Was ich hier zu sehen bekommen habe, werde ich wohl nie wieder zu sehen bekommen. 

Die Armut im Land ist erschreckend, das hatte ich nicht erwartet. 
Oft fehlt es am Nötigsten und ich bin sicher, dass viele Menschen an Hunger leiden müssen. 
Nur mit viel eigener Initiative und Arbeit gelingt das Überleben. 
Junge Leute verlassen das Land und wandern aus, um die Familie in der Heimat zu versorgen. 
Tadschikistan wird auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis bleiben. 

Wenige Kilometer weiter in Kirgistan erscheint vieles besser. 
Bessere Straßen,  bessere Lebensbedingungen und mehr Wohlstand. 
Die Stadt Osch hat keine Besonderheiten zu bieten. 
Die zweitgrößte Stadt im Land hat einen internationalen Flughafen und wird von Touristen als Eingangstor zum Pamir Gebirge genutzt. 

Nach einer Reisezeit von 11 Monaten freue ich mich jetzt auf mein anderes Leben in gewohnter Umgebung, auf Freunde und Familie.
Einmal mehr ist mir klar geworden,  in welchem Wohlstand wir in Deutschland leben dürfen. 

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