Ein erstes Fazit nach 12 Wochen Reisezeit

Dienstag 01.10.2024
Tag 81: Ireon (Samos)


Wahnsinn, wie die Zeit vergeht.
Jetzt bin ich seit 12 Wochen und fast 5000 Kilometern mit dem Rad unterwegs.






Da kommt was zusammen!
Beeindruckende Zahlen, die da auf meinem Tacho stehen. 

Es ist eine aufregende und spannende Zeit, die ich erlebe.
Die Tage stecken voller Überraschungen, wenn ich am Morgen starte, weiß ich nicht, was mir mein Tag bescheren wird. 
Auch wenn es Routinen gibt, ist nie jeder Tag gleich.
Täglich gewinne ich neue Eindrücke und treffe andere Menschen.
Letztendlich macht genau das den Reiz so einer Tour für mich aus.

Die Pause auf der Insel ist nötig, um zur Ruhe zu kommen.
Körperlich und mental, um die vielen Eindrücke verarbeiten zu können. 
Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass meine Reise bis heute nicht besser hätte laufen können.
Ich bin selbst überrascht, wie gut und richtig sich das alles anfühlt.
Natürlich war nicht immer alles nur schön und gut, auch wenn die Fotos solch einen Eindruck vermitteln.
Der Eindruck täuscht, dass ist eine digitale Scheinwelt.
Vermutlich gab es sogar mehr schwierige und nicht so schöne Tage, als andersrum.
Was Bilder nur bedingt zeigen können, sind Gefühle, Emotionen, Stimmungen.
Das sind aber die Momente, die sich ins Gedächtnis brennen und ihre Spuren hinterlassen.
Das Treffen mit den Radfahrern im Cycling Hostel in Serbien und in der Bike Akademie in Lüleburgaz wird mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.

Schwierig war es in Bulgarien, wo ich mich auf vielen dicht befahrenen Straßen gegen unzählige, rücksichtslose LKW-Fahrer behaupten musste.
Das waren Stunden, in denen ich wirklich Angst um meine Gesundheit hatte.
Genauso anspruchsvoll war die Fahrt durch die Millionenstadt Izmir.
Oder die wochenlange Hitze, die von Ungarn bis in die Türkei angehalten hat.
Auch das tagtägliche Suchen nach einer Unterkunft war nicht immer ganz einfach.
Was mir letztendlich immer geholfen hat, war der Glaube an mich und das Wissen, dass es immer eine Lösung gibt.

Was waren die Highlights?
Landschaftlich sind die Alpen immer wieder beeindruckend.
Schneebedeckte Gipfel, klare Flüsse und klatschgrüne Almwiesen sind vielleicht nicht exotisch, aber einfach toll anzusehen. 
Die Bilder bleiben im Kopf.
Auch die Donau hat mir stellenweise sehr gut gefallen. 
Insbesondere der Donaudurchbruch, "das Eiserne Tor" wie es auch genannt wird, war schön.
Die Türkei mit ihren gut ausgebauten Straßen und breiten Seitenstreifen, die fast den amerikanischen Highways ähnlich sind.
Und die kleine Insel Samos mit ihren einsamen Badebuchten war zum Ausruhen und Entspannen die richtige Wahl.

Wie geht es mir mental?
Schön öfter wurde ich danach gefragt.
Es herrscht die Meinung vor, dass so eine Soloreise doch nicht schön sein kann.
Demnach müßte ich mich doch einsam fühlen.
Diese Gedanken sind verständlich und nachvollziehbar.
Ja, natürlich gibt es Momente, an denen ich mich etwas verloren fühle.
Aber sie dauern nicht lange an.
Ich mache mir die vielen Vorteile meiner Solortour bewusst.
Versuche immer die positiven Seiten zu sehen, bevor mich negative Gedanken runter ziehen können.
Alles im Leben hat nämlich zwei Seiten.
Reisen zu zweit, oder mit der Gruppe heißt immer auch Kompromisse einzugehen.
Frei entscheiden zu können, wann ich wohin gehe, ist mir wichtig, es bedeutet Freiheit und Selbstbestimmung.
Zudem bin ich ein Mensch, der gut mit sich alleine sein kann.
Es gibt nichts, was ich aktuell vermissen würde.
Durch die Kommunikation via WhatsApp und Emails fühle ich mich gar nicht so weit weg von zuhause, wie ich tatsächlich bin.

Also alles in allem geht es mir mehr als gut nach den ersten Wochen.
Immer wieder wird mir klar,  was für ein Geschenk diese Reise ist.
Ich bin gesund und kann die Möglichkeiten nutzen, die mir mein Leben bietet.
Natürlich muss ich dafür meine Komfortzone ab und an mal verlassen.
Das Leben beschenkt mich dafür mit unvergesslichen Erlebnissen.
Dafür lohnt es immer, auch mal den unbequemen Weg zu gehen.
Den Mutigen gehört die Welt!
Das steht irgendwo geschrieben.
Ich bin heilfroh, dass ich diesen Mut hatte, um meinen Alltagstrott hinter mir zu lassen und neue Wege zu gehen. 
Dafür bin ich unendlich dankbar.

Morgen treffe ich mich hier mit meinem alten Weggefährten Mr. Eastmann,  um gemeinsam durch die Türkei zu touren.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht,  ob ich in den nächsten Monaten immer noch so positiv bin?
Wir werden sehen. 




Kommentare

  1. Das liest sich ja fantastisch. Gestern bin ich auf Samos mit dem Flieger angekommen - in 3 Stunden, statt 3 Monaten.

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