Die Türkei - mein Fazit

Sonntag, 03.11.2024
Tag 115: Tasucu



Mehr als zwei Monate und 2.165 Kilometer war ich in der Türkei mit dem Rad unterwegs. 
Noch nie habe ich ein fremdes Land so lange bereist, und noch nie habe ich ein Land mit so vielen unterschiedlichen Facetten kennengelernt. 
Die Unterschiede in einem Land könnten nicht größer sein.
Egal was es ist; die verschiedenen Klima- und Vegetationszonen, die Armut auf dem Land oder der Reichtum in den Städten und Touristen-Metropolen.

Die Türkei ist ein aufstrebendes Land, die Wirtschaft ist im Aufschwung. 
Überall im Land wird gebaut, Schnellstraßen, Autobahnen, es werden Tunnel gebohrt, das Schienennetz modernisiert und ganze Feriensiedlungen aus dem Boden gestampft.
Ich bin nicht sicher, ob sich die Türkei dieses Wachstum auf Dauer leisten kann.
Die Inflation ist hoch und viele Menschen finanzieren ihren Lebensunterhalt auf Pump.
Das krasse Gegenteil davon ist auf den Dörfern im Hinterland zu sehen.
Die Menschen leben von der Hand in den Mund in ärmlichen Verhältnissen.
Es macht den Eindruck, als wurden sie von Herr Erdogan und seinem System vergessen. 

Die oft beschriebene Gastfreundschaft in der Türkei ist tatsächlich bemerkenswert. 
Mit Ausnahme der Touristengebiete wurden wir überall sehr freundlich empfangen. 
Mit ein paar wenigen Wörter der türkischen Sprache konnten wir schnell die Sympathie der Menschen gewinnen. 
Es gab unzählige Einladungen zum Tee trinken.
Oft wurden wir mit unseren bepackten Reiserädern bestaunt.
In der türkischen Kultur kommt das Reisen mit einem Fahrrad nicht vor.

Die andere Seite der Gastfreundschaft gibt es natürlich auch.
Als Touristen werden wir sofort erkannt und besonders in den Touristengebieten wird versucht auf die Schnelle Geld zu machen.
Auch das ist uns passiert, als uns ein Wirt ein völlig überteuertes  Mittagessen serviert hat. 
Natürlich ist nicht alles und jeder gut und freundlich im Land. 

Die negativen Seiten sind unübersehbar. 
Das Land ist vermüllt ohne Ende!
Die Menschen haben scheinbar kein Gefühl für die Natur und Umweltschutz. 
Müll wird einfach hinter das Haus, oder aus dem Auto geworfen.
Streckenweise sieht es erschreckend aus.
Plastikmüll  liegt ohne Ende am Straßenrand.
Das ist wohl einer der großen kulturellen Unterschiede. 
Es wird noch Generationen dauern, bis die Menschen hier lernen, wie wichtig Umweltschutz ist.

In gleichem Maße gilt das für den Straßenverkehr. 
Ich habe keine Ahnung woran das liegt. 
Obwohl die Menschen so freundlich sind, wenn sie in einem Auto sitzen ist es mit Freundlichkeit und Rücksichtnahme vorbei.
Radfahrer werden ignoriert, und scheinen keine Rechte zu haben.
Mach Platz, sonst hast du Pech gehabt! Es gilt das Recht des Stärkeren. 
So scheint es zu sein.
Zum Glück sind die meisten Straßen breit und gut ausgebaut, aber es gab oft genug gefährliche Situationen. 

Meine Zeit in der Türkei war fabelhaft,  wenn es auch nicht immer einfach war und mich die vielen Höhenmeter körperlich gefordert haben.
Die Landschaft und die Menschen haben mich begeistert.
Das Land ist riesengroß und ich habe nur einen kleinen Teil davon gesehen. 
Türkiye, ich komme wieder!























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